Die ersten Stimmen sind gezählt

So langsam nimmt die Wahl-Karavane in den USA Fahrt auf. In Iowa wurden im Vorwahlkampf am 15. Januar die ersten Stimmen ausgezählt – und Trump geht als klarer Gewinner aus dieser ersten Abstimmung hervor. Es sind weniger die 20 Delegiertenstimmen, die er jetzt auf seinem Konto hat – beim Parteitag im Sommer braucht er über 1200 Delegiertenstimmen, um die Nominierung der Republikaner zu erhalten – aber der öffentliche Diskurs oder das Momentum steht klar auf seiner Seite. Er hat ein deutlich besseres Ergebnis als noch 2016 in Iowa erzielt, vor er noch hinter Ted Cruz nur auf Platz zwei landete und zugleich hat er das beste Ergebnis eines nicht-amtierenden Republikanischen Kandidaten in dem ländlichen Staat erhalten.

 

War dies zu erwarten? Ja, aber er hat die Erwartungen gehalten, gegen den Trend einer in Umfragen sich verbessernden Nikki Haley und auch gegen die extremen Wetterbedingungen, die einige befürchten ließen, dass seine Anhänger des sicheren Sieges Gewiss dann doch zuhause bleiben würden. Aber sein, seine Anhänger sind voll euphorisiert und das ist für Trump eine gute Botschaft. Alles andere als ein klarer Sieg Trumps wäre aber auch eine große Überraschung gewesen, schaut man sich die demographische Struktur in Iowa an: ländlich geprägt, die Bevölkerung überwiegend weiß und evangelikal, also ein Musterfall von Trump-Land. Und laut Umfragen glauben auch rund Zwei-Drittel der Republikanischen Caucus-Gänger, dass es bei der letzten Präsidentschaftswahl 2020 nicht mit rechten Dingen zuging.

 

In seiner Siegesrede zeigte sich Trump dann überraschend gemäßigt, lobte seine MitstreiterInnen, sprach diese sogar bei deren richtigem Namen an und war voll des Lobes. So mancher hat sich verwundert die Augen gerieben. Sehen wir hier einen taktischen Wechsel der Wahlstrategie? Der Wolf im Schafsfell, der sich bei moderateren Wählersegmenten einschmeicheln will und auch Nikki Haley als eventuelle Kandidatin für das Vizepräsidentenamt nicht verschrecken will? Trump rief die Partei zur Versöhnung auf – ein zynischer Versuch, ist es doch gerade er, der provoziert, spaltet und gegen die Partei agiert, sofern sie nicht treu seiner Linie folgt. Oder war es nur ein schwacher Moment im sicheren Gefühl des Sieges? Das werden die nächsten Wochen und Monate zeigen!

 

Und die Mitstreiter in Vorwahlkampf? Die haben eigentlich alle verloren. Vivek Ramaswamy, der sich immer als radikaler Trump-Klon präsentiert hat, ist kurz nach der Verkündung des Ergebnisses aus dem Rennen ausgeschieden.  Ron DeSantis – Gouverneur aus Florida hat sich auf der Zielgerade noch auf den 2. Platz gerettet. Weit abgeschlagen hinter Trump, aber gegen den Trend der Umfragen der letzten Zeit landete er noch knapp vor Nikki Haley, w<s seinen Wahlkampf noch einige Zeit verlängern wird. Dies allerdings mit knappen Wahlkampfkassen, was seine Aussichten nicht sehr rosig erscheinen lassen. Bleibt noch Nikki Haley, die sich in Iowa erhofft hatte auf Platz 2 zu landen und den Rückstand auf Trump nicht allzu groß werden zu lassen. Beide Ziele hat sie klar verfehlt. Sie hofft nun auf die nächsten Vorwahlen am 23. Januar in New Hampshire, wo sie lauf Umfragen nicht weit hinter Trump liegt. Das liegt auch daran, dass die Bevölkerung in New Hampshire extrem säkular ist, eher untypisch für die USA. Hier muss Nikki Haley punkten, gelingt dies nicht, könnten die Vorwahlen bei den Republikanern bereits früh entschieden sein.

 

Anfang Februar beschäftigt sich dann der Supreme Court mit der Frage, ob Staaten Trump von den Wahlzetteln streichen können, weil er sich an einem Aufstand gegen die Regierung der USA beteiligt hat. Das könnet noch ein Game-Changer werden, aber die wenigsten rechnen wirklich damit.

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